Produktketten-Auditor für FSC und PEFC – eine spannende Tätigkeit

Autoren: Ulf Sonntag und Jörn Ackermann

Datum: 08. Dezember 2023

„Wie wird man eigentlich Auditor?“ werden ebensolche häufig gefragt, da diese Tätigkeit für viele Menschen interessant erscheint, aber wenig darüber bekannt ist. Gemeint sind hier die Fachleute, welche die Unternehmen in der Holzproduktkette hinsichtlich der Einhaltung der Anforderungen von FSC und PEFC kontrollieren. Beides sind Nachhaltigkeitssysteme für verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung, die die Aufgabe der Zertifizierung an unabhängige Zertifizierungsstellen vergeben. Die Auditorinnen und Auditoren tragen maßgeblich zur Glaubwürdigkeit und somit zum Wert der Zertifizierungen bei. Sie sichern ab, dass von Unternehmen gemachte Aussagen zur Zertifizierung von Produkten tatsächlich stimmen.

Der Markt ist groß und hat viel Potential. Die sogenannte Chain-of-Custody-Zertifizierung (kurz: COC) kann nahezu alle Unternehmen betreffen, die mit Holz oder daraus hergestellten Produkten handeln oder diese verarbeiten. Wo kein gültiges Zertifikat vorliegt, verliert das Material den Status der Zertifizierung. Daher kommen früher oder später alle mit dem Thema in Berührung, vom Sägewerk über die Möbelfabrik bis zum Handel; oder vom Zellstoffwerk über die Papierfabrik bis zur Druckerei. Aktuell sind weltweit rund 90.000[1] Unternehmensstandorte FSC-Chain-of-Custody-zertifiziert und circa 28.000[2] nach PEFC. All diese Unternehmen werden mindestens einmal jährlich auditiert.

Der Zertifizierung liegen komplexe Regelwerke von FSC und PEFC zugrunde, bestehend aus verschiedenen Standards und mitgeltenden Dokumenten. Diese enthalten Anforderungen an die Managementsysteme, die Materialflusskontrolle, die Dokumentationen und Warenkennzeichnungen sowie soziale Aspekte wie Arbeitssicherheit und Kernarbeitsnormen. Zertifizierte Unternehmen verpflichten sich, die Vorgaben einzuhalten. Bei den Kontrollen erfolgt ein Abgleich zwischen der IST-Situation im Unternehmen und der SOLL-Situation gemäß Standards. Dabei werden Dokumente kontrolliert, Inspektionen vor Ort durchgeführt und Beschäftigte befragt. Das Wort „Audit“ stammt aus dem Lateinischen von „audire“ gleich „zuhören“. Wer sind nun also diese Zuhörer?

FSC und PEFC geben vor, welche Qualifikationen erforderlich sind. Voraussetzung ist eine entsprechende Berufserfahrung. Für FSC und PEFC sind es bei einschlägigem Studium mindestens zwei Jahre in holz- oder papierbezogenen Branchen, ansonsten vier Jahre für FSC und 3 Jahre für PEFC. Es sind Auditorenkurse zu absolvieren, welche die Grundlagen des Auditierens (ISO 19011) und die fachspezifischen Anforderungen (FSC- und PEFC-Regelwerke) vermitteln. Für die FSC-Qualifikation kann mit circa fünf Tagen gerechnet werden, zuzüglich einigen Tagen des Selbststudiums. Von PEFC Deutschland gibt es einen jährlichen Erfahrungsaustausch, der als Voraussetzung besucht werden muss. Zusätzlich zu der theoretischen Schulung laufen neue Auditorinnen und Auditoren zunächst bei einigen Audits mit, um Praxiserfahrung zu sammeln. Es folgt das Prüfungsaudit unter Beobachtung eines erfahrenen Auditors. Zur Aufrechterhaltung der Qualifikation sind eine Mindestanzahl an Audits pro Jahr, für FSC eine jährliche Schulung durch die Zertifizierungsstelle und für PEFC alle zwei Jahre die Teilnahme am Erfahrungsaustausch erforderlich. Alles in allem eine sowohl zeitlich als auch finanziell verhältnismäßig kleine Investition, als Grundlage für das Ausüben einer anspruchsvollen und abwechslungsreichen Tätigkeit.

Die ISO 19011 listet persönliche Eigenschaften auf, welche die Auditoren mit sich bringen sollen: unparteiisch, aufgeschlossen, diplomatisch, aufmerksam, schnelle Auffassungsgabe, vielseitig, hartnäckig, entscheidungsfähig und selbstsicher. Wichtig ist auch, reisefreudig zu sein. Die Tätigkeit teilt sich auf in die Auditplanung und -vorbereitung, die Prüfung vor Ort im Unternehmen und die Dokumentation der Prüfung, welche im Nachgang ortsunabhängig erstellt werden kann. Auditoren sollten Spaß am Umgang mit Menschen haben, aber auch alleine konzentriert arbeiten können. Auditoren werden von den Zertifizierungsstellen angestellt oder arbeiten freiberuflich. Die Tätigkeit eignet sich hervorragend als eines von mehreren Standbeinen einer Selbständigkeit. Sie lässt sich gut kombinieren mit themenverwandten Zertifizierungssystemen wie SURE oder RSPO und eignet sich gut für Teilzeitbeschäftigung.  

Geprüft werden alle erdenklichen Unternehmensarten, vom Ein-Personen-Betrieb in einer Hinterhofwerkstatt bis zur Großindustrie mit global verteilten Standorten. Auch eher exotisch scheinende Rohstoffe wie Kautschuk, Kork und andere Waldnebenprodukte können Teil der Prüfungen sein. Je nach Wunsch und Kompetenz der Auditoren können Audits regional oder bundesweit, aber auch weltweit durchgeführt werden. Neben den externen Audits bei den zertifizierten Unternehmen sind zur Aufrechterhaltung der Zertifizierung auch interne Audits gefordert. Unternehmen lassen diese gerne von unabhängigen Expert:innen durchführen, die nicht aus dem eigenen Betrieb stammen. Für kleine Betriebe gibt es bei FSC und PEFC die Möglichkeit der Teilnahme an Gruppenzertifikaten. Diese werden zentral gesteuert und setzen voraus, dass jeder teilnehmende Standort jährlich gruppenintern auditiert wird. Auch dies kann für Auditoren eine hervorragende Ergänzung zur Tätigkeit für Zertifizierungsstellen sein.

Produktketten-Auditoren für FSC und PEFC unterstützen aktiv beim verantwortungsvollen Umgang mit aus dem Wald stammenden Materialien und tragen somit einen entscheidenden Beitrag zur nachhaltigen Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen bei. Insgesamt beinhaltet das Berufsbild des Produktketten-Auditors für FSC und PEFC eine spannende Mischung aus Anwendung von Fachkompetenz, Umgang mit unterschiedlichen Menschentypen und Einblicken in alle Formen der Holz- und Papierverarbeitung.

Über die Autoren:

Jörn Ackermann ist Geschäftsführer der GFA Certification GmbH, die jährlich weltweit ca. 3.300 FSC- und PEFC-COC-Audits durchführt.

Ulf Sonntag leitet die Zertifizierungsgruppe ZGD und organisiert rund 500 interne FSC- und PEFC-Audits im Jahr.

Erschienen im Holz-Zentralblatt am 15.12.2023 (Mehr als eine Frage der Glaubwürdigkeit)


[1] Anzahl Standorte mit gültigem FSC-COC-Zertifikat gemäß FSC-Datenbank, Stand 26.10.2023

[2] Anzahl Standorte mit gültigem PEFC-COC-Zertifikat gemäß PEFC-Datenbank, Stand 26.10.2023