Massive Gebührenerhöhung bei FSC

Autor: Ulf Sonntag

Datum: 01. Februar 2022

Neben den Kosten für die Zertifizierungsdienstleistungen zahlen die Zertifikatshalter jährlich Gebühren an den FSC, die sogenannten AAF-Gebühren. Diese werden Mitte 2022 „geändert“, wie es in der Ankündigung von FSC hieß. Deutlicher formuliert: Für die meisten Unternehmen werden die Gebühren massiv erhöht. FSC selbst rechnet mit einer Steigerung um 20 bis 25 Prozent.

Die Gebührenordnung findet sich in der AAF-Policy (FSC-POL-20-005). Sie beschreibt, wie die zu zahlende Gebühr berechnet wird. Die Kosten sind nach wie vor abhängig vom Umsatz mit waldbasierten Produkten wie Holz und Papier, unabhängig von deren Zertifizierungsstatus. Es wird unterschieden zwischen Händlern und Produzenten. Alle Angaben erfolgen in US-Dollar. Während den Zertifikatshaltern bisher nur eine Gebührenklasse zugeordnet wurde, erfasst FSC von ihnen nun den genauen Umsatz mit waldbasierten Produkten sowie den Gesamtumsatz.

AAF Gebühr online berechnen

FSC macht das Regelwerk. Um die praxistaugliche Anwendung kümmern sich Andere, in diesem Fall unsere Kollegen von American Green Consulting in den USA. Sie haben einen AAF-Kalkulator online gestellt: https://americangreenconsulting.com/client-center/aaf-calculator/ So kann jeder Zertifikatshalter schnell und einfach ausrechnen, welche Gebühr er zukünftig zu entrichten hat.

Gebührenerhöhung begründet

FSC hat die Gebührenerhöhung begründet und dabei auch einige Erfolge der Produktkettenzertifizierung aufgeführt (https://www.fsc-deutschland.de/de-de/aktuelles/id/753). Hauptsächlich rechtfertigt FSC die Notwendigkeit weiterer Einnahmen damit, dass in Technologien wie die Blockchain für onlinebasierte Weitergabe von Zertifizierungsaussagen investiert wird. Das Chain-of-Custody-System soll zukunftsfähig und sicherer werden. Das ist allerdings nicht neu. FSC arbeitet seit vielen Jahren daran. Zertifikatshalter fragen sich, wann von den Innovationen etwas spürbar wird, wann die Technologien von ihnen genutzt werden können oder müssen. Letztlich, ob ihnen das dann einen Mehrwert bringt oder zusätzliche Aufwände und Risiken. In diesem Zusammenhang lesenswert ist folgender englischsprachiger Artikel von Preferred by Nature mit Statements des Geschäftsführers von FSC International: https://preferredbynature.org/newsroom/fsc-director-general-historical-fee-increase-pay-blockchain-and-impact-data

Alles auf einmal …

Mir erscheint auch der Zeitpunkt der Gebührenerhöhung nicht günstig. Sie kommt während der Pandemie, die vielen Unternehmen wirtschaftlich zu schaffen macht. Zeitgleich konfrontiert FSC die Unternehmen mit einer neuen Warenzeichenlizenzvereinbarung (TLA), in der die Möglichkeit von Sanktionen wie Strafzahlungen im Falle von FSC-Falschaussagen rechtlich verankert werden, was zu Verunsicherungen führt. Außerdem müssen alle Zertifikatshalter die eigene Einhaltung der Kernarbeitsnormen in einem umfangreichen Fragbogen selbst beurteilen, was Unternehmen in Ländern wie Deutschland wenig nachvollziehen können. Und dann müssen noch die FSC-Mix-Label ausgetauscht werden, was mit viel Aufwand verbunden sein kann.

Ob nach Umsetzung all dieser Neuerungen Ruhe einkehrt? Nein. FSC beginnt in diesem Jahr mit der Revision aller für die Produktkettenzertifizierung relevanten Standards. Bleibt zu hoffen, dass dies zu Vereinfachungen führt.